A WINDOW OF OPPORTUNITY – Jetzt das Richtige tun!

Vom 28. Februar bis 2. März 2025 diskutierten in Salzburg zur Frühjahrstagung „Gemeinsame Bildung 2.0“ engagierte Akteur:innen, Vereine und Organisationen über die Zukunft der Bildung in Österreich. Ziel war es, Verbindungen zwischen Schultypen, Bildungswissenschaft und Pädagog:innen aller Stufen zu stärken sowie den Dialog mit Eltern, Schüler:innen und Lehrkräften zu fördern. Im Fokus standen Inklusion, Chancengerechtigkeit und Bildung als Mittel zur Emanzipation. 

Eine gemeinsame inklusive Bildung fördert die Gesundheit und das Wohlbefinden. Voraussetzung für alle, um erfolgreich »Lernen und Lehren« zu können. Workshopleiterinnen: Olga Bilek (Foto) vom Netzwerk ZUKUL und Ingrid Teufel

 

Frühjahrstagung „Gemeinsame Bildung 2.0“ – wir bleiben dran!


• Für eine sozial-integrative und inklusive Elementar- und Pflichtschulbildung aller Kinder und Jugendlichen
• Für den Abbau von notengetriebener Selektion und Ausgrenzung
• Für Kinderrechte und Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention

Die Sprecher:innen von Bildungs- und Inklusionsinitiativen (Integration Tirol, Schule im Aufbruch, Bildungsinnovationsdialog, Fairsorgen, Schule brennt, Gemeinsame Bildung 2.0) diskutierten zwei Tage intensiv und tauschten sich am Samstagnachmittag mit den Bildungspolitikerinnen Elisabeth Mayr (SPÖ-Vizebürgermeisterin in Innsbruck), Brigitte Obermüller (NEOS-Landtagsabgeordnete in Tirol), Sigi Maurer (Bildungssprecherin der Grünen im Nationalrat) und Nathalie Hangöbl (KPÖ-Landtagsabgeordnete in Salzburg, Mittelschullehrerin) über Notwendigkeit, Möglichkeiten und Chancen einer breiten, von Parlaments- und Landesparteien mitgetragenen Wende in der Bildungspolitik aus.

Keine Zeit für Stillstand und Resignation

Notendruck auf Kinder und Eltern, insbesondere am Ende der Volksschule, Schulängste, die seit Jahrzehnten bekannte Abhängigkeit des Schulerfolges vom sozialen Status der Eltern müssen überwunden werden. Kindeswohl, Kinderrechte, die Freude am Lernen und der soziale, demokratische Zusammenhalt in unserer Gesellschaft und die Zukunftsfragen Klima und das bessere Leben für alle sollen die Wende in der Bildungspolitik bestimmen. Wir haben keine Zeit mehr für Stillstand und Resignation, darüber waren sich die Diskutant:innen und das Publikum rasch einig.

ÖVP-SPÖ-NEOS-Regierungsbildung und Regierungsprogramm als Chance

Das Doppelbudget zur Budgetkonsolidierung und zum Einleiten von Fortschritten in Kindergarten und Schule steht. Gegeben ist auch die Bereitschaft der Regierungsparteien und der Grünen Opposition, für mehr Bildungsgerechtigkeit zu sorgen und für klare Kompetenzen wenigstens im Schulbereich. Die bestehende intransparente und kostentreibenden Zwei- und Mehrgleisigkeit in der Schulverwaltung muss beendet werden. Die Sanierung der Finanzen der Gemeinden, die als Schulerhalter für den Pflichtschulbereich und für Elementarbildungseinrichtungen zuständig sind, ist eine weitere Priorität.

Window of Opportunity 2025-2028

Klare Aufgabenverteilung, Regelungs- und Verantwortungsstrukturen und ein aufgabenorientierter Finanzausgleich sind im Regierungsprogramm vorgesehen und sollten sofort angegangen werden. Klarheit in der Kompetenzverteilung schaffen ist keine Kostenfrage, aber dringlich. Denn der nächste Finanzausgleich 2028 sollte nicht mehr auf Basis überholter und undurchsichtiger Rahmenbedingungen erfolgen.

Gemeinsame Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit …

…, dafür haben sich die anwesenden Parteienvertreter:innen ausgesprochen, um Fortsetzung und Intensivierung der Zusammenarbeit aller Initiativen für eine inklusive gemeinsame Bildung. Die Sozialpartner könnten ihre Bad Ischler Bildungsgespräche wieder aufnehmen.

Die Initiative „Bildung 2.0“ bleibt weiter dran

Der Dialog mit ÖVP und FPÖ wird gesucht und angestrebt. Markus Astner von Gemeinsame Bildung 2.0 bedauerte, dass beide Parteien auf die Einladung nach Salzburg zur gemeinsamen Diskussion nicht reagiert haben, noch nicht. Aber das war heuer, die nächste Tagung ‚Gemeinsame Bildung’ ‚ wird 2026 stattfinden.

Text: Reinhard Sellner

Stimmen

„In verschiedenen Workshops wurden zentrale Themen beleuchtet – mein persönliches Highlight: der inspirierende Vortrag von Michael Schratz zum Thema »Haltung«. Nicht minder wichtig: der persönliche Austausch mit vielen großartigen und lieben Menschen, denen die Bildung, die Gesellschaft generell und unsere Kinder am Herzen liegen!“ 💛 Gerhild de Jong

Ein herzliches Dankeschön an alle, die zum Gelingen der Tagung beigetragen haben! 👏 „Miteinander nachdenken, sich vertraut machen und wohlfühlen, realistische Zuversicht, Offenheit, Augenhöhe, Inspiration und Lernfreude, Mut und Ermutigung, … – wenn wir das alles in unsere Schulen bringen könn(t)en, wie wir es bei der Frühjahrstagung getan haben, dann haben wir endlich ein Bildungssystem, das uns einen Weg in eine gelingende Zukunft zeigt. Ein herzliches Dankeschön an alle Menschen, die teilgenommen haben – und vor allem an die, die das möglich gemacht haben.“ Ingrid Teufel, www.schule-im-aufbruch.at, www.permateach.at, www.jedeskindstaerken.at 💛

„In der Tagung Bildung 2.0 wurden die seit Jahrzehnten bekannten wissenschaftlichen und aktuellen Argumente für eine gemeinsame und inklusive Schule aufgezeigt und diskutiert. Der Termin der Tagung passt ausgezeichnet mit dem Start der neuen Regierung zusammen, was mich wieder hoffen lässt, eine für ALLE Kinder optimale Schule leichter zu ermöglichen.“ Christian Grabher, ehemaliger Direktor der preisgekrönten »Schule am See«

„Welche Kraft entsteht, wenn ca. 40 Unterrichtende aller Schultypen (ASO, APS, AHS) gemeinsam mit betroffenen Eltern und Studierenden drei Tage lang die Vision einer gemeinsamen, inklusiven Bildung für alle zum Leben erwecken, konnte am letzten Wochenende bei der Tagung Bildung 2.0 in Salzburg erlebt werden. Nicht der unwichtigste Beitrag war die Podiumsdiskussion mit vier Politikerinnen, die diese zukunftsweisende Sicht rückhaltlos teilten und versprachen, sich für ihre Verwirklichung nach Kräften einzusetzen.

Das WMS/RG/ORG antonkriegergasse zeigt seit fünfzig Jahren, dass eine solche Schule äußerst erfolgreich sein kann. Mir als Lehrerin, die mehr als 40 Jahre lang gemeinsame Bildung an diesem Standort mitgestalten durfte, bleibt nur mehr, den Organisator*innen, allen voran Markus Aster für ihre unermüdliche Arbeit zu danken. Es sind schon schwierigere Hemmnisse einer gerechten Gesellschaft beseitigt worden. Ein Festhalten an einem keineswegs wissenschaftsbasierten Ist-Zustand, der Demotivation, Leid und Verzweiflung für viele Kinder und deren Eltern mit sich bringt, sollte nicht länger den öffentlichen Diskurs bestimmen dürfen.“ Beate Wallner, Lehrerin, antonkriegergasse (AKG), Wien

„Diese Tagung war ein klares Signal: Es gibt keinen Grund mehr für Verzögerungen. Die Argumente für eine inklusive, gerechte Bildung liegen seit Jahrzehnten auf dem Tisch, die politische Gelegenheit ist da – jetzt muss gehandelt werden. Wir können es uns nicht leisten, weiter auf Reformen zu warten. Wer heute noch meint, Bildungsselektion sei ein notwendiges Übel, ignoriert, wie sehr sie Kindern schadet. Eine inklusive Schule für alle ist keine Gutmenschen-Vision, sie ist eine Notwendigkeit. Die Tagung hat Mut gemacht – jetzt ist die Zeit, konkrete Schritte einzufordern.“ Sonja Tollinger, Integration Tirol

„Gemeinsame Schule bedeutet Vielfalt, die Vielfalt, die sich auch bei den Teilnehmer:innen der Tagung „Gemeinsame Bildung 2.0“ in Salzburg gezeigt hat. Es wurden Räume für Beziehungen geschaffen, in denen Offenheit, Sicherheit und authentische Verbindung zu uns selbst und anderen möglich wurde. Das hat mutige Gespräche und Diskussionen ermöglicht und dadurch auch den Fokus auf unser gemeinsames Ziel noch einmal geschärft. Jetzt heißt es zu handeln und möglichst viele andere Menschen zu inspirieren, damit gemeinsame Bildung möglich wird.“ Veronika Geiger, Vorarlberger Familienverband

 

Einleitungstext 1. Absatz: Gerhild de Jong // weitere Textquellen & Fotos: Markus Astner, schule-der-zukunft.at und gemeinsamebildung.at