„Ich möchte, dass mich jemand anschaut …“

Großes Kino! Diese Buch hat das Potenzial, Besteller zu werden. „Das Schul-Drama … und wie wir unsere Kinder für die Zukunft stärken“ von Margret Rasfeld und Ute Puder bewegt zutiefst.

Die Initialzündung für diese intensive, berührende und zugleich hoffnungsvolle Lektüre lösten Briefe von Schüler:innen eines Gymnasiums in Leipzig aus. Möge dieses Buch als eine starke Energiequelle wirken und Menschen generationsübergreifend aktivieren, um ins kreative, Sinn-erfüllte und verbindende Tun zu kommen.

Wie fühlt(e) sich die eigene Schulzeit an?

»Ich habe verlernt, auf meinen Körper zu hören, denn der sagt mir schon lange: Es ist genug, du kannst nicht mehr, du bist müde und erschöpft. Aber dann kommen die Gedanken: Du musst dich anstrengen, du musst den Stoff können, du musst gute Noten schaffen.« (Schüler, 16 Jahre)

Die beiden Initiatorinnen der „friedlichen Bildungsrevolution“, Margret und Ute, sprechen ungeschminkt und radikal Klartext, was junge Menschen in ihrer Entwicklung in Schule schwächt und was sie stärkt. Dabei überraschen sie mit einer Bandbreite an Lösungsansätzen und mit Gelingens-Beispielen aus der Schulpraxis.

Die Autorinnen vernetzen und geben konkrete Einblicke in die Neugestaltung von Schule. Sie machen Mut und große Lust, überholte Muster loszulassen und sich spätestens ab JETZT beherzt für neue Wege zu öffnen. Dabei wird deutlich: Der Sauerstoff für gelingende Schulentwicklung und Kulturwandel in der Gesellschaft geht von der bewussten inneren Entwicklung aller Beteiligten aus (> Inner Development Goals).

Die Kraft der Kinder

Wie wichtig es ist, Gefühle, insbesondere Angst und Scham, in gehaltenen und gestalteten Runden aussprechen zu können, wurde kürzlich auch von Schulpsychologen auf ihrem deutschlandweiten Kongress in Hamburg begrüßt. Es gibt schlichtweg zu wenig Therapieplätze für den immensen Bedarf von Kindern und Jugendlichen. Eine weitere starke Botschaft von den Autorinnen: Erst wenn das erfahrene und erlebte Leid ausgesprochen wird, wenn es gesehen und gehört wird, kann Heilung beginnen und sich Raum für das Neue öffnen.

„Kinder und Jugendlichen haben viel zu sagen. Deshalb haben wir möglichst viele Gelegenheiten geschaffen, dass sie selbst zu Wort kommen. Im Klassenrat haben sie öffentlich verhandeln schon im Schutzraum der Klasse geübt.“ (S. 91)

Jetzt ist die Zeit gekommen

Das Buch und damit der Aufbruch in eine Ära des Aufblühens stecken an. Auch das folgende Joseph Beuys Zitat macht uns wach: „Wir bekommen nur dann die Zukunft, die wir uns wünschen, wenn wir sie selbst erfinden. Erfinden wir die Bildung der Zukunft!“ (S. 175)

Was unserer Gesellschaft seit Jahrhunderten prägt, ist eine Unkultur, wo die Würde eines jeden Menschen und ebenso das Wohl des Planeten nicht im Zentrum stand. Jetzt haben wir mit aller Kraft in Verbundenheit und mit radikaler Wertschätzung eine Kultur zu entfalten, die das höchstmögliche Potenzial zugunsten aller in uns weckt. Diese überlebensnotwendig.

Als Teil der Lösung wird im Kapitel »Die Kraft des Wir« der Zusammenschluss folgender Initiativen zu Pioneers of Education genannt: Schule im Aufbruch mit dem FREI DAY (initiiert von Margret Rasfeld) und dem RealLabor, Helga Breuninger Stiftung mit intushochdrei, LernKulturZeit, MeTAzeit und LEA Education. Sie begleiten synergetisch vernetzt mit ihren erprobten Werkzeugen den Haltungswandel und Schulen in ihrer Transformation.

Auslöser für die Autorinnen dieses Buch zu verfassen, waren 70 Briefe von Schüler:innen eines Gymnasiums in der Nach-Corona-Zeit, die sichtbar machen, wie es ihnen wirklich geht. Elf von ihnen haben mit Margret und Ute gemeinsam das RealLabor in Leipzig gegründet.

Die Autorinnen und ihre Geschichte im MeTAzeit-Podcast hören:
Margret Rasfeld & Ute Puder, Autorinnen & Bildungsaktivistinnen

Text: Katharina Wyss-Schley