Achtsamkeit und psychosoziale Gesundheit in der Pädagogik

Achtsam und gelassen ins neue Schuljahr – wie kann das gelingen? Zur Sommertagung „Achtsamkeit und psychosoziale Gesundheit im Lehrberuf“ hat das Zentrum für Gewalt- und Mobbingprävention und Persönlichkeitsbildung an der Private Pädagogische Hochschule Burgenland eingeladen.

Rund 70 Teilnehmer:innen tauchten vom 27. bis 28. August 2024 in eine bemerkenswerte Erfahrungsreise ein. Dabei gewannen sie tiefgehende Einblicke in die Praxis und Forschung der Achtsamkeit im Bildungswesen. Begleitet wurden sie dabei von Dominik Weghaupt, Nils Altner und Phillip Beuchel. Ausgangspunkt der Tagung ist, dass die psychische und emotionale Gesundheit von Lehrpersonen bei der Gestaltung erfolgreicher Lehr- und Lernprozesse eine entscheidende Rolle spielt.

Forschungsergebnisse der letzten 15 Jahre zeigen, dass für eine nachhaltige Integration von Achtsamkeitsübungen in den Schulalltag ein Whole-School-Approach, unterstützt durch Schulentwicklungsberatung, am wirksamsten ist. 

ONE-HEALTH-APROACH

Eine fundamentale Botschaft, die die Teilnehmenden mitnehmen: Grundlegend und von höchster Bedeutung ist es, dass wir die psychosoziale Gesundheit des einzelnen Menschen im Rahmen des One-Health-Approach* betrachten, der die planetare Gesundheit und globale Herausforderungen einbezieht.

Was sind erste Schritte? Zwei Wege sind offensichtlich und parallel zu gehen:

  • Achtsamkeitsbasierte Lehr-Lern-Angebote zur Förderung menschlicher und planetarer Gesundheit brauchen eine selbstverständliche Einbettung in der Schulentwicklung.
  • Jede und jeder von uns gefragt, sich für individuelle, soziale und ökosystemische Achtsamkeitspraktiken zu öffnen. Erst dann kann dieser Bottom-Up-Prozess vom Ich zum Wir gelingen.

Was bedeutete das konkret in der Umsetzung für die gesamte Bildungskette? Wir sind für das Aufblühen und Wohlbefinden aller mit verantwortlich. Es ist ein uns verbindendes und gesamtgesellschaftliches Geschehen. In allen Bildungsorten brauchen wir dafür innere und äußere Räume, die Entfaltung und ein Innehalten, ein Zuhören und ein Gesehen werden möglich machen. Dann können wir einen Effekt im Bildungswesen bewirken.

Jedes Gramm Praxis wiegt mehr als Theorie. Ins Machen kommen ist hier die Devise. Ausprobieren und Experimentieren – es gibt dafür kein falsch und kein richtig. Anregungen für die Achtsamkeitspraxis im Bildungsfeld gibt es in der unten stehenden Literaturliste.

Hier entlang zum Rückblick der PPH Burgenland. Wir wünschen dem Veranstalterteam kraftvolle Ideen und kontinuierliche Fortsetzungs-Formate.

* Geprägt hat den Begriff ONE-HEALTH-APPROACH der Umweltschützer Jean-Pierre Beya Dibue.

 

Literaturliste

Beya Dibue, Jean-Pierre: One Health Approach, Verlag Unser Wissen. 2021.
Kluge, Maria: The Toolbox Is You, Osterloh: Eigenverlag 2024 (5. Auflage).
Sandbothe, Mike / Albrecht, Reyk / Ostermaier, Hubert: Achtsamkeiten. Übungen für mich, für uns und für die Welt, München: Arkana 2024 (2. Auflage)
Sandbothe, Mike / Albrecht, Reyk (Hrsg.): Achtsame Hochschulen in der digitalen Gesellschaft, Bielefeld: Verlag transcript 2025 (im Druck)
Sandbothe, Mike / Albrecht, Reyk / Corrinth, Thomas: “Multidimensional mindfulness trainings and methods of embodied thinking at universities of the 21st century”, in: Practicing Embodied Thinking in Research and Learning, hrsg. von Donata Schoeller/Sigridur Thorgeirsdottir/Greg Walkerden, London: Routledge 2024, DOI: 10.4324/9781003397939-13
Scharmer, Otto: „Vertikale Bildung. Die Hochschule des 21. Jahrhunderts neu gestalten“, in: Sandbothe, Mike / Albrecht, Reyk (Hrsg.): Achtsame Hochschulen in der digitalen Gesellschaft, Bielefeld: Verlag transcript 2025 (im Druck)
Schley, Wilfried / Schratz, Michael: Führen mit Präsenz und Empathie. Werkzeuge zur schöpferischen Neugestaltung von Schule und Unterricht, Weinheim und Basel: Beltz 2023 (2. Auflage)
Singer, Tania: Edu:Social Projekt, Social Neuroscience Lab der Max-Planck-Gesellschaft: https://www.edusocial-project.de/

Text: Katharina Wyss-Schley